Kriegskönigin by Darius Hinks

Kriegskönigin by Darius Hinks

Autor:Darius Hinks
Die sprache: eng
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2018-11-28T07:56:54+00:00


Kapitel zwölf

»Wir sollten sie alle umbringen.« Leortas schritt im Thronsaal auf und ab, kratzte sich wütend am Bart und sah zornig zu den Türen.

»Und gegen den Willen des Gierfeuers handeln?« Alimus hatte sich nahe dem Thron niedergelassen und beugte sich über eine Kupferschale, wo er mit seinen langen, gebogenen Fingernägeln in einem Durcheinander blutiger Federn stocherte.

Leortas schritt zu ihm zurück. Der Thronsaal war das gewaltigste Bauwerk, das die Finsterschwur-Stämme je errichtet hatten – beinahe einhundert Fuß lang und mit Kriegstrophäen gefüllt. Runenschilde und geweihte Äxte glänzten im Licht des großen Feuers und erweckten die Illusion, dass die Waffen sich sogar jetzt noch wie im Kampf bewegten. Auf beiden Seiten der Halle waren mit Fellen bedeckte Bänke aufgestellt und jedes Stückchen Boden war mit Tierhäuten ausgelegt. Der Thron selbst war beeindruckend anzusehen, geschnitzt aus dem Stamm einer einzigen, riesigen Eiche und von Alimus selbst mit hunderten von Runen und Sagas bedeckt. Die Lehne des Stuhls war in der Form eines aus den Flammen aufsteigenden Adlers gestaltet, der zu den in Rauch gehüllten Dachsimsen hinaufschrie.

»Ich würde den Herrn des Wandels niemals verleugnen«, sagte Leortas, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und starrte auf den Thron. »Doch ich kann nicht schlafen in dem Wissen, dass Vedras Sippe hier in der Sichelfeste ist und mich unablässig beobachtet.«

Alimus nickte. Es war ganz, wie er vorhergesehen hatte. Leortas hatte nicht das Zeug zum Verräter. In den auf die Schlacht folgenden Wochen hatten ihn seine Taten immer mehr verstört: das Lügen den anderen Stammesfürsten gegenüber, sich die Macht zu erschleichen und Alimus dabei zu helfen, ihre wahre Herrscherin zu töten. Es nagte an seinem Gewissen und stimmte nicht mit seiner Vorstellung von sich selbst als einem stolzen, noblen Tanner überein. Und jede Begegnung mit Vedras Sippe machte es schlimmer.

»Der Wandler der Wege erklärt sein Handeln nicht«, sagte Alimus, »doch in diesem Fall ist es sehr deutlich.« Die Tür war zwar verschlossen, doch er senkte seine Stimme, um sicherzugehen. »Die anderen Stammesfürsten glauben, dass Vedra uns verraten hat. Stell dir vor, wie es aussähe, wenn ihre gesamte Sippe ermordet werden würde. Sogar ein verbohrter Ochse wie Budar würde vermuten, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht – dass Vedra vom Thron gestoßen wurde, anstatt ihn freiwillig zu verlassen.«

»Wann aber hat ein Finsterschwur-König jemals der Familie seines Vorgängers gegenüber Gnade gezeigt?«, wollte Leortas wissen. Er griff nach seinem Breitschwert. »Wer würde mich dafür anklagen, dass ich jede Erinnerung an ihr Gesicht entferne?«

»Noch bist du nicht der König«, warnte Alimus. Er hob die Hand und die Vogeleingeweide glänzten in seinen dürren Fingern. »Ich habe dir die Orakel erklärt. Folgst du meinem Rat, wirst du alle Herausforderer in der Nacht des Gierfeuers besiegen. Doch ignorierst du Tzeentchs Warnungen, werden wir beide tot sein, bevor diese Nacht kommt.«

»Aber muss ich denn ihre erbärmlichen Gesichter sehen? Besonders das ihrer Schwester. Sie beobachtet mich. Ich bin mir sicher, sie weiß etwas. Das nächste Gierfeuer ist erst am Dalenar. Wenn ich das Mädchen bis zur Wintersonnenwende hier sehen muss, werde ich wahnsinnig. Und warum muss sie mich bedienen? Wir könnten sie wenigstens aus der Sichelfeste fortsenden.



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